Rückblick Juni 2016: Nassester Monat seit Aufzeichnungsbeginn

Warm, äußerst nass und recht sonnenscheinarm – so lässt sich der Juni 2016 beschreiben. In der Niederschlagsreihe Bocholt, die seit 1901 besteht, nimmt der Juni 2016 den Platz des nassesten Monats ein. Herausragend waren die extremen Niederschlagsmengen, die am 01. und 23. Juni örtlich zu Stande kamen und verbreitet Überflutungen hervorriefen.

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Trotz des Regenreichtums war der Juni 2016 recht warm. Mit einer Monatsmitteltemperatur von 17,8 °C liegt der Monat um 1,1 Grad über dem langjährigen Mittelwert 1981-2010, das ist der höchste Wert seit immerhin sechs Jahren (Juni 2010: 17,9 °C). Dass der Monat so warm ausfällt, ist darin begründet, dass keine kühlen Phasen auftraten. Sommerliche Temperaturen herrschten zu Monatsbeginn, als vom 2. bis zum 7. täglich Sommertage (ab 25 °C) verzeichnet wurden. Ab dem 8. gingen die Werte auf ein durchschnittliches Niveau zurück. Die „Schafskälte“ blieb in diesem Jahr aus; am 10. wurde der Monatstiefstwert mit milden 10,1 °C gemessen. Einen kurzen Hitze-Peak gab es am 23., als mit Zufuhr schwülwarmer Luftmassen 33,3 °C gemessen wurden. Insgesamt gab es 9 Sommertage und nur 5 Tage mit Höchstwerten unter 20 °C (Mittelwerte: 6,5 Sommertage und 13 Tage unter 20 °C).

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Die Niederschlagsmengen waren im Juni 2016 ganz klar auffälliger als die Temperaturen. Vom 1. bis zum 30. kamen an der Station an der Kurfürstenstraße insgesamt 213,8 L/m² zusammen, rund das Dreifache des langjährigen Durchschnitts (72 L/m²). In der Bocholter Niederschlagsreihe, die seit immerhin 1901 besteht, wurde noch nie ein so hoher Monatswert gemessen. Der alte Rekord stammt aus dem Oktober 1998 mit 196,4 L/m² bzw. für den Monat Juni aus dem Jahr 1997 mit 142,7 L/m².

Der Großteil der Monatssumme kam mit Gewittern am 1. und in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni zustande. Am 1. kam der Raum Bocholt recht glimpflich davon. An der Kurfürstenstraße wurden 40,6 L/m² registriert, in den südlichen Stadtteilen fielen Radaranalysen zur Folge ca. 50-60 L/m². An diesem Tag zogen mehrere Gewitter aus Nordosten über den Raum Borken, Hamminkeln und Xanten Richtung Geldern hinweg. Strichweise wurden extreme Mengen gemessen – an der Station Hamminkeln-Mühlenrott 120,3 L/m², in Xanten 111,1 L/m² (siehe Berichte). Rund drei Wochen später zogen mehrere starke Gewitter von Südwesten über die Region. Diesmal war hauptsächlich der Raum Bocholt/Borken betroffen. An der Station Bocholt-Kurfürstenstraße wurden 70,5 L/m² in 9 Stunden (22 bis 7 Uhr Folgetag) registriert. Damit ist der 23. Juni der drittnasseste Tag in der Bocholter Reihe – mehr Regen weisen nur der 30.08.1968 (73,6 L/m²) und der 28.08.1996 (85,1 L/m²) auf. Neben einigen Blitzeinschlägen wurden viele Keller in der Stadt in dieser Nacht überflutet. Ab dem 24. kam zu einem Hochwasser an der Bocholter Aa und den örtlichen Bächen, wodurch viele Flächen noch tagelang unter Wasser standen.

Zusammen mit diesen zwei Extremereignissen wiesen insgesamt 9 Tage mindestens 10 L/m² auf – eine solch hohe Zahl wurde bisher nur im September 1957 (189,4 L/m²) erreicht. Zu erwähnen sind außerdem die großen regionalen Unterschiede hinsichtlich der Monatssumme. Im Gegensatz zum Südkreis blieb der nördliche Kreis Kleve am 1. Juni fast trocken (Monatssumme Station Kleve 133 L/m²; Geldern-Walbeck 239 L/m²). Die nassesten Orte waren Xanten (321 L/m²), Hamminkeln (304 L/m²) und Wesel (289 L/m²). An der Station Borken kamen 283 L/m² zusammen, in Stadtlohn 195 L/m², in Reken-Groß Reken 193 L/m² und in Ahaus wiederum „nur“ 135 L/m².

In Bocholt fallen 70,5 L/m² in 9 Stunden: Hochwasser in der Region

An der privaten Wetterstation Bocholt (Stadt) kamen 70,5 mm in 9 Stunden zusammen in Folge mehrerer, zum Teil schwerer Gewitter zwischen 23.06., 22 Uhr, und 24.06., 07 Uhr. Alleine bei dem Unwetter mit einer extremen Blitzrate und Starkregen zwischen 22 und 23 Uhr fielen 28,8 mm in 1 h. Ein schweres Gewitter um kurz nach 02 Uhr verursachte drei Blitzeinschläge im Stadtgebiet. Ein weiteres Gewitter zog in den Frühstunden über die Stadt hinweg.

Der Wert von 70,5 mm ist der höchste Tageswert (24-Stunden-Wert) in der Bocholter Klimareihe seit 28.08.1996, als an der DWD-Bocholt-Liedern 85,1 mm gemessen wurden (Rekord für Bocholt). Stündliche Werte, aus denen 9 h-Summen ableitbar wären, liegen leider nicht vor. In der Region kamen verbreitet über 50 mm zusammen, vielfach 70-80 mm, im Raum Borken 90 bis 100 mm. Auch der Raum Hamminkeln ist nach den extremen Unwettern vom 1. Juni (siehe unten) wieder betroffen.

Hier eine Auswahl der 12 h-Regenmengen ab 50 mm (23.06.2016, 20 Uhr, bis 24.06.2016, 8 Uhr; Liste wird fortlaufend ergänzt):
97,8 mm Borken-Kläranlage (LANUV)
88,7 mm Xanten-Vynen (DWD)
78,8 mm Bocholt-Mussum/Industriepark (Kläranlage; LANUV)
72,5 mm Coesfeld-Goxel (Kläranlage; LANUV)
70,5 mm Bocholt-Stadt / Kurfürstenstraße (privat)
70,4 mm Bocholt-Liedern (Wasserwerk; DWD)
67,8 mm Legden (MeteoGroup)
64,5 mm Borken-Süd (MeteoGroup)
61,3 mm Raesfeld-Erler Mark (Kläranlage; LANUV)
61,1 mm Hamminkeln-Issel (LANUV)
57,7 mm Schermbeck-Dämmerwald (LANUV)
56,8 mm Hamminkeln-Mühlenrott (DWD)
54,8 mm Heiden-Kläranlage (LANUV)
54,1 mm Stadtlohn-Estern (DWD)
50,2 mm Wesel-Flüren (DWD)

DWD-Borken-Gemenkrückling: Ausfall (vermutlich ca. 100 mm)
DWD-Station Coesfeld-Brink: Ausfall (vermutlich ähnliche Summe wie an der Nachbarstation COE-Goxel)

Niederschlagsrekorde in den Reihen Hamminkeln, Xanten, Wesel, Geldern

Die größte Niederschlagssumme bei den Unwettern am 1. Juni wurde an der DWD-Niederschlagsstation Hamminkeln-Mühlenrott (siehe Foto) aufgestellt: Extreme 120,3 Liter pro Quadratmeter (L/m² = mm) wurden hier im offiziellen Messzeitraum (01., 8 Uhr, bis 02., 8 Uhr) gemessen. Damit wurde die bisher größte Tagesniederschlagssumme von 69,5 mm, aufgestellt am 29.07.2005, beinahe verdoppelt! Auch an den umliegenden Niederschlags- und Klimastationen wurden vielfach neue Tagesniederschlagsrekorde aufgestellt. Hier eine Zusammenstellung:

DWD_Hamminkeln_Muehlenrott_Station_nach_SO120,3 mm in Hamminkeln-Mühlenrott (Reihe seit 1931)
alter Rekord: 69,5 mm am 29.07.2005

111,1 mm in Xanten (Reihe seit 1951)
alter Rekord: 68,9 mm am 30.08.1968

97,5 mm in Wesel-Flüren (Reihe seit 1951)
alter Rekord: 69,2 mm am 14.08.1954

88,7 mm in Geldern-Walbeck (Reihe seit 1941)
alter Rekord: 72,2 mm am 29.07.2005

77,4 mm in Borken (Reihe seit 1941)
Rekord von 78,8 mm am 30.08.1968 nur knapp verfehlt

Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen

Zum Beginn des meteorologischen Sommers (1. Juni) sind am gestrigen Mittwoch vom Nachmittag bis in die Nacht hinein zahlreiche Gewitter mit äußerst ergiebigen, fast sintflutartigen Regenfällen durch die Region gezogen.

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Besonders getroffen war ein Streifen von Borken über Hamminkeln, Xanten, Sonsbeck und Kevelaer bis Geldern, da hier die Zugstrecke mehrerer Gewitterzellen verlief. Den Messwerten und der Radaranalyse zurfolge kam es verbreitet zu über 60 mm Regen, in Hamminkeln und Xanten wurde die 100 mm-Marke überschritten. Nach ersten Untersuchungen wurden in den langjährigen Niederschlagsreihen der Stationen Hamminkeln-Mühlenrott und Xanten neue Tagesrekorde aufgestellt (weiterer Bericht folgt). Auch im südlichen Bocholter Stadtgebiet (Ortsteile Biemenhorst, Lankern und Mussum) sind schätzungsweise um 60 mm gefallen und haben einige Flächen überflutet.

Hier eine Auswahl der höchsten Regenmengen (01.06.2016, 8 Uhr, bis 02.06.2016, 8 Uhr; Liste wird fortlaufend ergänzt):
120,3 mm Hamminkeln-Mühlenrott (DWD)
117,4 mm Hamminkeln-Issel (LANUV)
111,1 mm Xanten-Vynen (DWD)
97,5 mm Wesel-Flüren (DWD)
88,7 mm Geldern-Walbeck (DWD)
81,6 mm Borken-Kläranlage (LANUV)
77,4 mm Borken, Bauerschaft Gemenkrückling (DWD)
65,4 mm Rhede (privat)
62,6 mm Wesel-Blumenkamp (privat)
61,9 mm Borken-Süd (MeteoGroup)
57,9 mm Straelen (MeteoGroup)
52,6 mm Issum (MeteoGroup)
43,3 mm Bocholt-Mussum/Industriepark (Kläranlage; LANUV)
40,6 mm Bocholt-Kurfürstenstraße (privat)
31,5 mm Bocholt-Liedern (Wasserwerk; DWD)

Auch heute und in den nächsten Tagen sind wieder heftige Gewitter möglich, die lokal zu erheblichen Niederschlagssummen führen können. Die feuchtwarme Luftmasse wird voraussichtlich erst zu Beginn der kommenden Woche ausgeräumt.

Dritte April-Dekade: Zum letzten Mal 1997 einstellige Werte

20160424Ein wechselhafter Mix aus kurzen sonnigen Abschnitten, frischem Wind und dichten Wolken mit häufigen Regen-Schnee-Graupelschauern – so präsentierte sich der heutige Sonntag (24.04.2016). Dabei blieb es sehr kühl: Während der Schnee- und Graupelschauer am Mittag wurden zwischenzeitlich nur 2,4 °C gemessen. In einer längeren sonnigen Phase am Nachmittag um kurz nach 16 Uhr erreichte das Thermometer einen Tageshöchstwert von immerhin 9,0 °C.

„Typisches Aprilwetter“ – von wegen! Insbesondere in den letzten Jahren herrschte in der letzten April-Dekade (21.-30.) häufig beständiges Wetter mit frühlingshaften bis frühsommerlichen Temperaturen. Ein paar Beispiele gefällig? Am 25.04.2014 wurde mit 25,0 °C der erste Sommertag des Jahres verzeichnet. In der letzten April-Dekade 2011 erreichten 8 von 10 Tagen die 20-°C-Marke (mit einem Maximum von 27,9 °C am 22.), im Jahr 2007 sogar 9 Tage (Maximum 29,0 °C am 25.). Auch im Jahr 2010 wurden mit 26,7 °C sommerliche Werte erreicht. Ein einstelliges Tagesmaximum gab es zum letzten Mal im Jahre 1997: Am 22.04.1997 wurden an der damaligen DWD-Wetterstation in Bocholt-Liedern 9,2 °C gemessen. Damit war der heutige Tag der kälteste Ende-April-Tag seit immerhin 19 Jahren!

April bringt Frühlingswetter

Kein verfrühter Aprilscherz: Ab Freitag (01.04.2016) wird es frühlingshaft mild bis warm! Der Trend zur ersten wirklichen Frühlingswetter-Episode hat sich in den letzten beiden Tagen in den Modellen gefestigt und dürfte stehen, auch wenn es bei den genauen Temperaturen und der Länge noch einige offene Fragen gibt.

Im Raum Bocholt erwartet uns ab Freitag viel Sonnenschein bei wenigen Wolken und steigenden Temperaturen: Freitag (01.) nach lokalem Bodenfrost bis 15 °C, Samstag (02.) bis 18 °C und am Sonntag (03.) möglicherweise über 20 °C (?). Das GFS-Modell von heute 12 UTC (siehe unten) ist sehr optimistisch und zeigt über 20 °C, was jedoch nicht von allen Modellen so gezeigt wird. Das Potential für die ersten warme Tage 2016 ist allerdings da – ob es ausgeschöpft wird, werden die nächsten Tage zeigen.

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Osterwetter: Samstag frühlingshaft, Sonntag unbeständig

Noch 4 Tage bis Ostern… Die Wettermodelle haben sich mittlerweile auf einen groben Fahrplan geeinigt. Am morgigen Donnerstag (24.) und Karfreitag (25.) bleibt es weiterhin wolkenverhangen und kühl mit Tageshöchstwerten um die 10 °C. Während es morgen die überwiegende Zeit trocken bleibt, ziehen am Freitag mit einem Tiefausläufer länger andauernde Regenfälle auf. Doch am Samstag (26.) erwartet uns nach aktuellem Stand nach kühlem Start mit stellenweise Bodenfrost ein freundlicher Tag mit Sonnenschein bei rund 15-16 °C! Leider bleibt das Wetter am Ostersonntag (27.) nicht bestehen, denn von Nordwesten nähert sich bereits der nächste Tiefausläufer.

Der Trend für die nächste Woche: eher unbeständig, aber tendenziell milder als aktuell.

Rückblick Winter 2015/2016: Zweitmildester Winter nach 2006/2007

Nach dem extrem milden Dezember 2015 und einem milden Jahresbeginn 2016 ließ sich schon erahnen, dass der Winter der dritte milde Winter in Folge wird und sich möglicherweise in die Reihe der mildesten Winter einsortieren würde. Diese Prognosen können nun bestätigt werden: Der Winter 2015/2016 erreicht mit einer mittleren Temperatur von 6,1 °C, das entspricht 2,9 Grad mehr als im langjährigen Mittel 1981-2010, Platz 2 in der Reihe der mildesten Winter – direkt nach 2006/2007 (6,3 °C). Die Winter 1989/1990 und 2013/2014 mit jeweils 6,0 °C werden somit auf Platz 3 abgewertet, auf Platz 5 folgt 1974/1975 mit 5,9 °C.

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Nachdem der Dezember 2015 neue Maßstäbe für einen Anti-Wintermonat setzt (alle Daten hierzu finden sich hier), beginnt auch das neue Jahr mild. Während in der ersten Januarhälfte kalte kontinentale Luftmassen in den Nordosten Deutschlands einfließen, bleibt der Rest der Bundesrepublik weiterhin unter atlantischer Regie. Die gesamte erste Winterhälfte bleibt frostfrei – erst am 16. Januar sinkt das Thermometer erstmals unter den Gefrierpunkt. Die kalte Luft setzt sich nur kurz durch, am 19. wird das absolute Winter-Minimum von -7,1 °C gemessen. Aufgrund der beiden vorangegangenen milden Winter ist das die niedrigste Temperatur seit fast drei Jahren (13.03.2013: -8,6 °C). Doch nur wenige Tage später wird die Kaltluft wieder zurückgedrängt. Am 25. wird mit 14,1 °C gleich ein neuer Temperaturrekord für die dritte Januar-Dekade (21.-31. Januar) erreicht.

Erst während zweier Hochdruckwetterlagen Mitte und Ende Februar gehen die Temperaturen erneut auf winterliche Werte zurück. Mit insgesamt 18 Frosttagen erreicht der Winter genau die Hälfte des langjährigen Mittelwerts 1981-2010; als einziger Eistag geht der 19. Januar in die Statistik ein.

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Auf den milden, hochdruckdominierten und daher recht trockenen Dezember (48,8 L/m², 65 %) folgt zunehmende Tiefdruckaktivität in der ersten Januarhälfte mit beinahe täglichen leichten Regenfällen. Am Abend des 16. Januar kommt es zu örtlichen Schneeschauern, die im Raum Bocholt eine leichte Schneedecke von 1, stellenweise 2 cm hinterlassen, die dank der Frosttemperaturen für wenige Tage erhalten bleiben.

In der letzten Januarwoche und der ersten Februarhälfte kommt es mit Tiefausläufern zu teils ergiebigen Regenfällen. Am 29. und 30. Januar fallen 23,3 L/m². Am Rosenmontag (08.02.) zieht ein Sturmtief („Ruzica“) über die Nordsee hinweg und bringt in den Abendstunden Sturmböen der Stärke 8 bis 9 Beaufort. An der DWD-Station in Ahaus wird mit Durchzug der Kaltfront am Abend ein Spitzenwert von 75 km/h erreicht. Zahlreiche Karnevalsumzüge in NRW, so auch in Bocholt, werden kurzfristig abgesagt. Am Dienstag (09.02.) folgen weitere Regenfälle, die sich auf 27,9 L/m² summieren. In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar kommt es zu Schnee(regen). Eine Schneedecke bildet sich diesmal allerdings nicht aus. Vom 20. bis 22. Februar kommen mit längeren Regenfällen nochmals satte 31,0 L/m² zusammen, ehe die Niederschlagsneigung Richtung Monatsende nachlässt. Sowohl Januar als auch Februar weisen am Ende mit 103,9 L/m² (148 %) bzw. 97,0 L/m² (173 %) ein deutliches Plus auf.

Erster Nachtfrost nach frostfreier erster Winterhälfte

Nach einer komplett frostfreien ersten Winterhälfte 2015/2016, die eine Durchschnittstemperatur von unglaublichen 7,9 °C (Mittel 1981-2010: 3,2 °C) aufwies, war es heute Nacht schließlich so weit: Um genau 03:15 Uhr unterschritt das Thermometer den Gefrierpunkt (Tiefstwert: -0,7 °C)!

In den kommenden Tagen wird es mit winterlichen Temperaturen weitergehen – je nach Bewölkungs- und Windverhältnissen sind in den kommenden Nächten -1 bis -5 °C zu erwarten. Tagsüber wird die 0-°C-Marke nur noch wenig überschritten. Im Gegensatz zu weiten Teilen Deutschlands sind die Chancen auf eine Schneedecke eher gering, lediglich kurze Schnee(regen)schauer sind hierzulande zu erwarten.

Rückblick Jahr 2015: Frühlingshafte Weihnachten

Kurzer Rückblick: Das Jahr 2014 war das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, über das gesamte Jahr verteilt wurden Extrem- und Rekordwerte (sowohl bei Absolut- als auch bei Mittelwerten) erreicht. Zu Beginn des Jahres 2015 normalisieren sich die Temperaturen wieder. Auf einen milden Winter folgt ein durchschnittlich temperiertes Frühjahr; von April bis in den Juli hinein ist es relativ trocken. Nach einer markanten Hitzewelle Anfang Juli mit neuem Temperaturrekord wird vor allem der August seinem Namen als Sommermonat gerecht. Anfang September geht die Temperatur spürbar zurück. Im November und Dezember bleibt es äußerst mild, das Wetter an den Weihnachtstagen präsentiert sich frühlingshaft.

Lufttemperatur

Die Jahresdurchschnittstemperatur des Jahres 2015 liegt bei 11,2 Grad Celsius (°C), das entspricht einem Plus von 0,7 Grad gegenüber dem langjährigen Mittelwert der Referenzperiode 1981-2010 (10,5 °C). Damit gehört das Jahr 2015 zu den wärmsten Jahren in der seit 1945 bestehenden Bocholter Klimareihe, die von 2014 (12,0 °C) angeführt wird.

Wäre das Jahr 2015 bereits Ende Oktober zu Ende gewesen, hätte die Jahresmitteltemperatur aufs Zehntel Grad genau dem langjährigen Mittelwert entsprochen. Im Gegensatz zum Vorjahr fallen in diesem Jahr die ersten zehn Monate hinsichtlich der Temperatur durchschnittlich aus oder bringen nur geringe Abweichungen von den langjährigen Durchschnittswerten, die sich im Jahresverlauf kompensieren.

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Der Januar fällt mit einer Abweichung von +0,9 Grad recht mild aus. Am 10. werden 14,0 °C und damit der höchste Wert seit acht Jahren gemessen, lediglich vom 20. bis 25. zeigt sich kurz der Winter, als ein Eistag (23.) verzeichnet wird. Der Februar bringt schließlich moderat kaltes Winterwetter und erreicht den langjährigen Mittelwert beinahe exakt. Auch März und April fallen durchschnittlich aus; neben einigen milden und warmen Tagen gibt es auch kühlere Perioden mit Nachtfrösten. Der Mai weicht als erster Monat seit August 2014 mit -1,0 Grad merklich nach unten ab, vor allem die zweite Monatshälfte ist unterkühlt.

Der Sommer beginnt mit einem durchschnittlich Juni mit einer kurzen Hitzewelle um den 5. herum. Anfang Juli kommt es zu einer markanten Hitzewelle, bei der reihenweise neue Temperaturrekorde aufgestellt werden (siehe unten). Im Laufe des Monats geht das Temperaturniveau jedoch zurück und die Hundstage starten Ende Juli unterkühlt, sodass der Gesamt-Juli nur leicht das Mittel übertrifft (+0,6 Grad). Der August weicht um +1,3 Grad ab und bringt beständigeres Sommerwetter, das nur von einer dreitägigen Regenperiode vom 15. bis 17. mit sehr großen Niederschlagsmengen (siehe unten) unterbrochen wird. Vor allem Ende August wird es nochmals schwülheiß.

Pünktlich zum 1. September gibt es einen Temperatursturz um über 12 Grad. Im weiteren Verlauf stellen sich statt spätsommerliche bereits frühherbstliche Temperaturen ein, der Gesamtmonat weicht um -1,0 Grad ab. Mitte Oktober kommt es zu einem frühen Kälteeinbruch, bei dem am 14. ein Tageshöchstwert von nur 4,7 °C erreicht wird. Dieser Tag geht als kältester Tag einer zweiten Oktober-Dekade in die Klimastatistiken ein (alter Rekord: 6,6 °C am 13.10.1975). Der Oktober verfehlt den Mittelwert um 0,8 °C.

Ab November stellt sich schließlich eine stabile südwestliche Strömung ein, die bis zum Jahresende sehr milde Luftmassen aus subtropischen Gefilden heranführt. Sowohl die erste als auch die zweite November-Dekade erreichen beim Mittelwert neue Rekorde, erst in der dritten Dekade gibt es einen kurzen Temperatureinbruch. Der Gesamt-November ist mit einem Mittel von 9,7 °C (Abweichung +3,1 Grad) nach 1994 (9,8 °C) der zweitwärmste November seit Beginn der Aufzeichnungen in Bocholt (im Deutschlandmittel erreicht er Platz 1). Der Dezember setzt schließlich neue Maßstäbe in Sachen Milde. Die Temperaturen bewegen sich fast den gesamten Monat im zweistelligen Bereich. An Weihnachten ist es vorfrühlingshaft mild. Mit einem Mittel von unvorstellbaren 9,4 °C (Abweichung +5,9 Grad) übertrifft der Monat an Ende nicht nur den bisherigen Rekordhalter aus dem Jahr 1974 (7,3 °C) um über 2 Grad, sondern ist sogar milder als der bislang wärmste März (2014 mit 9,1 °C)!

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Insgesamt wurden im Jahresverlauf 10 heiße Tage (ab 30 °C) und 37 Sommertage (ab 25 °C) verzeichnet, das entspricht jeweils einem leichten Plus (Mittel: 7 heiße Tage und 34 Sommertage) und ist den warmen Sommermonaten Juli und August zu verdanken. Da sowohl Mai als auch September recht kühl ausfallen, bleibt die Zahl der warmen Tage (ab 20 °C) mit 86 unter dem Mittel (ca. 96 Tage) zurück. Bedingt durch den recht milden Januar und den Winter-Totalausfall im Dezember stehen diesen nur 29 Frosttage und ein Eistag (Dauerfrosttag) gegenüber – im Mittel gibt es pro Jahr rund 52 Frost- und 10 Eistage.

Die intensive Hitzewelle Anfang Juli stellte nicht nur deutschlandweit, sondern auch vor Ort neue Höchstwerte auf. Am 2. Juli wurden 38,4 °C gemessen, womit der bisherige Rekord von 36,5 °C aus dem Jahre 2003 erheblich übertroffen wurde. Auch an den umliegenden Stationen wurden neue Rekorde aufgestellt, wie in Kleve mit 38,6 °C. Die niedrigste Temperatur wurde am 7. Februar mit -4,8 °C gemessen.

Niederschlag

Die Jahresniederschlagssumme beträgt an der privaten Wetterstation Bocholt an der Kurfürstenstraße 850,7 Liter pro Quadratmeter (L/m²) gemessen, das entspricht 105 % (d. h. einem Plus von 5 %) vom langjährigen Mittelwert der Referenzperiode 1981 bis 2010 (812 L/m²).

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Der Januar beginnt mit einer milden, nassen Witterungsperiode, in der atlantischer Tiefdruckeinfluss wetterbestimmend ist. Am 8. fallen mit einem Dauerregen 22,3 L/m², dazu ist es oft sehr windig bis stürmisch. In der dritten Januar-Dekade fließt kalte Luft ein und am 24. kommt es zu Schneefall. Für kurze Zeit liegt eine Schneedecke von bis zu 9 cm, ehe wieder milde Luftmassen zurückkommen. Insgesamt fällt der Januar mit 95,6 L/m² (137 %) nass aus. Nachdem sich Februar und März niederschlagsmäßig ausgleichen, beginnt Anfang April wieder eine recht trockene Witterungsphase, die von Hochdruckwetter gekennzeichnet ist. Wie in den beiden Vorjahren fällt auch der April 2015 zu trocken aus: 29,2 L/m² entsprechen nur etwa zwei Drittel der langjährigen Niederschlagsmenge. Damit ist der April der trockenste Monat des Jahres. Auch der Mai bringt ein leichtes Defizit (52,4 L/m², 77 %).

Der Juni weist schließlich nur 34,4 L/m² und damit nur knapp die Hälfte des langjährigen Durchschnitts auf. Mit den steigenden Temperaturen verschärft sich die Trockenheit zu Beginn des Sommers, insbesondere während der Hitzewelle Ende Juni/Anfang Juli. Im Juli kommen mit Schauern zwar immerhin 68,8 L/m² zusammen, womit der Monat fast seinen Durchschnitt erreicht, doch das abgesammelte erhebliche Defizit wird nicht abgebaut.

Erst mit einer Luftmassengrenze vom 15. bis 17. August, die der Region einen zweitägigen, zeitweise schauerartig durchsetzten Dauerregen beschert, kommen erhebliche Niederschlagsmengen zu Stande. In drei Tagen fallen 107,9 L/m², alleine am 16. August sind es 54,6 L/m². Damit geht der Tag nicht nur als nassester Tag des Jahres, sondern als nassester Tag seit über 10 Jahren in die Bocholter Klimastatistik ein. Ende August wird die letzte Hitzewelle des Jahres schließlich mit großer Schwüle und zahlreichen Gewittern beendet. In den Frühstunden des 30. ziehen einige heftige Gewitterzellen über den Bocholter Raum, die kurzzeitigen Starkregen und Hagelschlag (bis 1 cm) zur Folge haben; am späten Abend folgen weitere Gewitter. An diesem Tag kommen insgesamt nochmals 26,2 L/m² zusammen (wg. Bezugszeitraum 06-06 UTC statistisch verteilt auf 29. und 30.). Die Augustsumme beläuft sich am Ende auf 178,0 L/m² (241 %) – damit ist der Monat der drittnasseste August seit Beginn der Bocholter Niederschlagsreihe (1901)!

Die drei Herbstmonate bringen zwar Abweichungen vom Mittel (trockener Oktober – nasser November), doch insgesamt gleichen sich auch hier die Niederschlagssummen wieder aus (224,6 L/m², 105 % in drei Monaten). Der extrem warme Dezember weist mit 48,8 L/m² (65 %) wiederum ein Defizit auf.

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