Stationsstandort und Mikroklima

Stationsstandort

Die private Wetterstation befindet sich seit ihrer Gründung im Jahr 2004 innerhalb des geschlossen bebauten Bocholter Stadtgebiets.

Vom 1. August 2004 bis 20. Mai 2020 befand sich die Station in einer Gartenanlage einer Einfamilienhaus-Wohnsiedlung an der Kurfürstenstraße im Nordwesten des geschlossenen Stadtgebiets in der Siedlung „Löverick“, ca. 1,2 km vom Stadtzentrum entfernt, auf 24 m über Normalhöhennull.

Seit 21. Mai 2020 befindet sich die Station auf einer ca. 250 m² großen Rasenfläche einer Einfamilienhaus-Wohnsiedlung direkt am Barloer Weg in der Nähe des Krankenhauses im Nordosten des geschlossenen Stadtgebiets, ebenfalls ca. 1,2 km vom Stadtzentrum entfernt, unmittelbar an der Grenze zum Stadtteil Stenern, auf 32,0 m über Normalhöhennull.

Mikroklimatische Bedingungen am Stationsstandort

Die ca. 250 m² (ca. 16×16 m) große Rasenfläche wird von allen Seiten von versiegelten Flächen (Straßen, Hofeinfahrten, Häusern) begrenzt, sodass das Mikroklima stark vom Stadteffekt geprägt ist. Nach der Klimatop-Einteilung (VDI, 2014) gehört das Mikroklima zum Stadtrandklima. (Dies gilt auch für den Standort von 2004 bis 2020.) Das Ausmaß der nächtlichen Überwärmung wird mit „mäßig“ (1,5 bis 3,0 K) angegeben. (Quelle: https://www.klimaatlas.nrw.de/klima-nrw-pluskarte)

In den rund 20 Jahre geführten Messungen konnten im Vergleich zum Freilandklima (DWD-Stationen Bocholt-Liedern (Wasserwerk), Borken und Ahaus) folgende Erkenntnisse gewonnen werden:

  • Die mittlere jährliche Temperatur am Stationsstandort liegt im langjährigen Durchschnitt um 0,3-0,4 K über der früheren DWD-Messstation Bocholt-Liedern (Wasserwerk), um 0,4-0,5 K über den aktuellen DWD-Messstation Borken und Kleve und um 0,6-0,7 K über der aktuellen DWD-Messstation Ahaus.
  • Die mittleren monatlichen Temperaturen am Stationsstandort liegen im langjährigen Durchschnitt um 0,2 K (Monate November bis Februar) bis 0,6 K (Monate Juli und August) über der früheren DWD-Messstation Bocholt-Liedern (Wasserwerk).
  • Die höheren Temperaturwerte sind fast ausschließlich auf die am Stationsstandort höheren Tagesminimumtemperaturen zurückzuführen. Die Tagesmaximumtemperaturen liegen auch bei strahlungsintensiven Hochdruckwetterlagen im Hochsommer im Mittel nicht höher als im Freiland, während die Tagesminimumtemperaturen in stark von Hochdrucklagen geprägten, warmen Sommermonaten im Mittel um 1,5-2,0 K, an Einzeltagen um 3 K, höher als im Freiland liegen ((vgl. August 2020 und August 2022, Juni 2023).
  • Tagsüber können die Temperaturunterschiede zwischen Stationsstandort und Freiland vernachlässigt werden. Sie liegen im Bereich der Messunsicherheit von 0,2 K. Lediglich bei sehr strahlungsintensiven und austauscharmen Wetterlagen, wie z. B. bei Hochdruckwetter im Sommerhalbjahr mit viel Sonnenschein und schwachen Windverherhältnissen, kann die Temperatur am Stationsstandort bis ca. 0,5 Grad über der des Freilandes liegen. Diese Unterschiede sind auf bodennahe Überhitzung aufgrund geringerer Durchlüftung in Folge der vertikalen Bebauung zurückzuführen.
  • Nachts (ab Sonnenuntergang bis kurz nach Sonnenaufgang) sind die Temperaturunterschiede am größten. Bei austauscharmen Hochdruckwetterlagen im Sommerhalbjahr liegt die Temperatur am Stationsstandort ab Sonnenuntergang bis in die Morgenstunden meist ca. 1 bis 3 Grad, teilweise bis 4 K, über den Werten des Freilandes. Die größten Unterschiede treten dabei in der ersten Nachthälfte auf, bis zum Morgen werden die Unterschiede meist wieder etwas geringer. Dieser Stadtklimaeffekt ist auf die erhöhte Wärmeabstrahlung und das geringere Kaltluftbildungspotenzial der zahlreichen versiegelten Flächen zurückzuführen.
  • An exponierten Standorten im Freiland, wie z. B. Wiesenflächen in Mulden und Senken, in denen sich bei Windstille ohne Durchmischung bodennahe Kaltluft optimal ansammeln kann, wurden bei besonders ausstrahlungsgeprägten Wetterlagen, wie z. B. bei Hitzeperioden im Sommer bei noch hoher Bodenfeuchte oder über frisch gefallener Schneedecke, teilweise 4 bis 5 Grad niedrigere Werte als am Stationsstandort gemessen.