Einleitung
In der Stadt Bocholt werden seit (mindestens) 1901 Niederschlags- und seit 1946 Klimabeobachtungen durchgeführt. Damit ist die Reihe Bocholt (nach der Reihe Kleve) eine der längsten Messreihen der Region und von großer Bedeutung für die Beurteilung der Klimaentwicklung.
Historie der Teilreihen
Die aktuell vorliegende Niederschlagsreihe in Bocholt beginnt im Juli 1901.
Am 01.01.1954 erfolgte die Einrichtung einer hauptamtlichen Wetterwarte inmitten der Bocholter Stadt am heutigen Mariengymnasium direkt an der Bocholter Aa. Aufgrund sich verschlechternder Messbedingungen durch die wachsende Stadtgröße und den zunehmenden Stadtklima-Effekt einerseits und den steigenden Versiegelungsgrad in unmittelbarer Stationshähe (Parkplätze) andererseits wurde die Wetterwarte zum 01.09.1974 zum Wasserwerk nach Bocholt-Liedern verlegt. Dort wurden die Beobachtungen beinahe 30 Jahre lang durch hauptamtliche Wetterbeobachter durchgeführt.
Die Station Bocholt-Liedern wurde sehr früh, bereits zum 01.08.2002, vollständig automatisiert und die Wetterbeobachter abgezogen. Damit geht ein Wegfall der besonders wertvollen Augenbeobachtungen einher. Im Rahmen der Neustrukturierung des Messnetzes in NRW („Messnetz 2000“) erfolgte zum 01.03.2006 die Auflösung des Standortes Bocholt und die Einrichtung einer neuen hauptamtlichen automatischen Wetterstation in Ahaus. Leider ist der Standort in Ahaus aufgrund der großen Entfernung von beinahe 40 km kaum mit Bocholt-Liedern vergleichbar.
Gründe für die Aufgabe des Standortes Bocholt waren die Nähe zur nebenamtlichen Wetterstation Kleve (Klimareihe seit 1848; allerdings mit vielen Verlegungen) und der Bundeswehr-Station Kalkar (Niederrhein), die ins DWD-Messnetz eingebunden werden sollte. Am 01.06.2004 wurde außerdem eine neue nebenamtliche Wetterstation in Borken-Gemenkrückling eingerichtet. Die Bundeswehr-Station Kalkar wurde in den Folgejahren allerdings doch nicht ins Messnetz übernommen und im Rahmen der Bundeswehrreform im September 2013 aufgelöst.
Problematisch in der Bocholter Klimareihe ist die Tatsache, dass die Standorte der Stationen im Laufe der Zeit mehrmals gewechselt haben – zwischen einer ländlichen Lage in Bocholt-Liedern und einer städtischen im Bocholter Zentrum. Dadurch kommt es innerhalb der Gesamtreihe zu Brüchen, die die Vergleichbarkeit einschränken. Die Temperatur liegt in der Stadt meist leicht höher als im freien Umland. Nur durch Homogenisierungen lassen sich die an den unterschiedlichen Standorten gemessenen Daten vergleichen.
Mehrjährige Parallelmessungen an beiden Standorten haben ergeben, dass die Temperatur-Differenz im Jahresmittel bei 0,4 Kelvin (K) liegt. Im Monatsmittel schwanken die Unterschiede zwischen ca. 0,2 K in den Monaten November, Dezember und Januar und und ca. 0,6 K in den Sommermonaten Juli und August. Diese Werte stellen vieljährige Mittelwerte dar. Die Temperaturunterschiede sind bei austauscharmen Hochdruckwetterlagen am größten, sodass sich in Einzelmonaten mit einer großen Häufigkeit solcher Wetterlagen monatliche Differenzen bis 0,8 K ergeben haben. Die größten Unterschiede gibt es im Sommer in der abendlichen und nächtlichen Abkühlungsphase, wo es an der Stadtstation teilweise 3-4 K wärmer sein kann, und im Winter bei Auskühlung über einer Schneedecke (ähnliche Größenordnung).
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Literatur
– Heinrichs, Paul (1965): Bocholts höchste Behörde, die Wetterwarte. In: Unser Bocholt, Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege, 16 (1965), Heft 1, S. 27-30.
– Heinrichs, Paul (1975): Das Stadtklima, der Grund für die Verlegung der Wetterwarte Bocholt nach Liedern. In: Unser Bocholt, Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege, 26 (1975), Heft 4, S. 15-17.
– Rochner, Wilhelm (1984): Dwww 10406: Deutscher Wetterdienst, Wetterstation Bocholt. In: Unser Bocholt, Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege, 35 (1984), Heft 4, S. 59-66.