Große Sturmschäden in Bocholt-Liedern: Downburst sehr wahrscheinlich

Schwere, örtlich unwetterartige Gewitter haben das Sommerwetter gestern (26.) beendet. Die Gewitterfront zog um die Mittagszeit bereits über den Niederrhein. Besonders betroffen war der Raum Xanten; dort ist es laut Augenzeugen zu einem Tornado gekommen, der erhebliche Schäden unter anderem an mehreren Wohnhäusern verursacht hat (siehe Tornadoliste).

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Auf dem Weg nach Norden traf die Gewitterfront um 12.55 Uhr MESZ den Raum Bocholt. Vor allem im westlichen Ortsteil Liedern unmittelbar in Nähe des Bocholter Klärwerks westlich des Industrieparks Mussum kam es zu größeren Schäden. In Höhe der Kreuzung Brömmelingstiege/ Milchstraße wurden einige Dächer beschädigt, Bäume entwurzelt sowie ein Maisfeld und Weidegras plattgedrückt. Am Isselpand im Bereich der Brücke über die B67 sowie an der dort verlaufenden Issel in Höhe der Grenze der Stadtgebiete Bocholt/Isselburg/Hamminkeln wurden dutzende Pappeln einfach abgeknickt (siehe Fotos). Besonders getroffen hat es auch die Buchenallee am südlich davon verlaufenden Isseldeich sowie die Rodehorster Allee, wo ebenfalls zahlreiche Bäume (v. a. Eichen und Buchen) umgeknickt oder entwurzelt wurden. Auffällig ist, dass es sich um eine Schneise handelt, in der die massiven Schäden auftreten. Bäume, die nur wenige hundert Meter entfernt stehen, sind größtenteils völlig unbeschädigt. Ein solches Schadenmuster ist oftmals ein Hinweise auf einen Tornado.

Die durchweg identische Fallrichtung der Bäume und Augenzeugenberichte lassen zurzeit jedoch eher auf schwere Gewitterfallböen (im Fachjargon als Downburst bezeichnet) schließen – ähnlich wie beim Unwetter vom 12. Juli 2010, das im Bocholter Stadtwald erhebliche Schäden verursachte. Der Fall wird weiter untersucht.

Nordwestlich von Isselburg-Anholt (Dwarsefeld/In der Flora) kam es außerdem zu Hagelschlag, der große Schäden an mehreren Gewächshäusern verursacht hat.

Sind sie Augenzeuge des Unwetters gewesen oder haben erhebliche Schäden dokumentiert? Melden Sie ihre Beobachtungen bitte für weitere Schadensanalysen!

Regengebiet bringt 25 L/m²

Das Regengebiet, das am heutigen Sonntag von der Früh bis zum Vormittag durch die Region, hat viel Regen gebracht. An der Wetterstation in Bocholt fielen von gestern, 13., 14 Uhr bis heute, 14., 14 Uhr genau 25,0 L/m². Der August erreicht damit nach genau zwei Wochen bereits 67,8 L/m² – das sind 90 % des langjährigen Mittelwertes für den Gesamtmonat (75 L/m²).

Rückblick Juli 2011: Statt Sommerhitze zeitweise frühherbstliche Kühle

201107-01201107-02Der subjektive Eindruck eines Monats und die tatsächliche statistische Bilanz sind oft zwei Paar Schuhe, doch diesmal täuscht sich unser Gefühl nicht: Dieser Juli war kein richtiger Sommermonat!

Freibadtaugliches Sommerwetter ist den ganzen Monat über Fehlanzeige. Nur fünf Sommertage, aber 13 Tage mit Höchstwerten unter 20 °C können verzeichnet werden, und das bei einer Monatsmitteltemperatur von gerade einmal 16,7 °C, das sind 2,2 K weniger als im langjährigen Mittel. Der Juli ist der erste zu kalte Monat des Jahres und der erste zu kalte Juli seit 2000.

Daneben hat der Monat an Regen nicht gespart: An 18 Tagen mit messbarem Niederschlag fallen 117,2 L/m², das ist mehr als das Anderthalbfache des langjährigen Mittels.

Kälter geht es nicht mehr

Noch eine traurige Negativ-Schlagzeile: Der Lufttemperatur-Höchstwert vom heutigen Samstag (30.07.) lag bei nur 16,7 °C. Im Mittel der letzten 30 Jahre (1981-2010) war der 30. Juli der heißeste Tag des Jahres mit einem durchschnittlichen Tagesmaximum von etwas über 25 °C… Kälter als aktuell geht es luftmassentechnisch einfach nicht mehr!

Jetzt die gute Nachricht: Zu Beginn der nächsten Woche und pünktlich zum Monatswechsel kommt der Sommer endlich zurück! Am Montag (01.08.) erwarten uns nach aktuellem Stand Sonne und einzelne Wolken bei 23 bis 24 °C, am Dienstag (02.) viel Sonne bei bis zu 28 °C. So warm war es zuletzt am 12. Juli (28,2 °C).

Nur 13,2 °C: Absoluter Temperatur-Tiefpunkt erreicht

Kälter geht es um diese Jahreszeit kaum noch: Die Lufttemperatur erreichte am Sonntag, 24.07.2011, bei fast ununterbrochenem Dauerregen einen Höchstwert von nur 13,2 °C. Damit war es der mit Abstand kälteste Tag einer 3. Juli-Dekade und einer der kältesten Juli-Tage seit Beginn der Klimaaufzeichnungen in Bocholt (1945).

Temperatur-Höchstwerte von 14 bis 15 °C treten im Juli gelegentlich auf, zuletzt am 09.07.2000 und 16.07.1988. Besonders kühl war es am 04.07.1962, als ein Höchstwert von 13,1 °C gemessen wurden. Das zeigt, dass solche kühlen Juli-Tage im eigentlichen Hochsommermonat Nr. 1 äußerst selten sind.

Der bisherige Tiefstwert für die dritte Monatsdekade, die oft die heißeste Zeit des Jahres („Hundstage“) einläutet, lag bei 14,6 °C am 24.07.1974.

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Kältester Juli-Tag seit 11 Jahren

Wo ist bloß der Sommer? Nachdem es im Frühjahr bereits viele schöne sommerlich warme Tage gab, scheint der Sommer Pause zu machen. Gestern stürmische Böen um acht Beaufort, in der vergangenen Nacht 16,3 L/m². Kurzum: Es ist gefühlt frühherbstlich – und das belegt auch die Statistik.

Der gestrige 14. Juli war mit einem Tagesmaximum von nur 15,2 °C der kälteste Juli-Tag seit 2000! Damals herrschte Mitte Juli eine sehr kühle Phase, vom 7. bis zum 19. Juli lag die Temperatur durchweg unter 20 Grad, am 9. wurde ein Maximum von nur 14,9 °C gemessen. Der Gesamtmonat brachte es auf ein Minus von 1,6 K gegenüber der damaligen Referenzperiode 1961-1990 und war damit der letzte zu kalte Juli. In diesem Jahr liegt die erste Julihälfte 1,6 K  ebenfalls unter dem heutigen langjährigen Mittel (allerdings Referenzperiode 1981-2010) des Gesamtmonats – bis zum Monatsende kann sich hier aber noch viel tun.

Übrigens: Vor einem Jahr, am 14. Juli 2010, lag das Temperaturmaximum bei hochsommerlichen 32,5 °C.

Niederschlagsdefizit mittlerweile bei über 100 L/m²

201007-04Zwar brachte der vergangene Juni durchschnittliche Niederschlagshöhen und keine extreme Trockenheit wie im letzten Jahr, als mit einer Niederschlagsmenge von nur 6,4 L/m² der trockenste Juni seit mindestens 1901 (siehe Foto) verzeichnet wurde, doch auch aktuell gibt es – vor allem durch die drei trockenen Frühjahrmonate – ein mittlerweile gewaltiges Niederschlagsdefizit.

Seit 1. März beträgt die Niederschlagsmenge meist nur zwischen 140 und 180 L/m². An der Wetterstation in Bocholt wurden bisher nur 158,9 L/m² gemessen. Im letzten Jahr kam der gleiche Zeitraum (01.03-10.07.) auf 154,5 L/m². Der langjährige Mittelwert für diesen Zeitraum beträgt hingegen etwa 275 L/m².

Die ersten 10 Juli-Tage kommen in der Region auf meist nur 5 bis 10 L/m². An der Wetterstation Bocholt sind bisher 7,7 L/m² gefallen. Der Gesamt-Juli erreicht normal rund 70 bis 75 L/m².