Rückblick Januar 2023: Erste Hälfte äußerst mild und nass, zweite recht kühl und trocken

Der Januar 2023 geht als ein insgesamt milder und nasser Januar in die Klimastatistik ein. Besonders auffällig war, ähnlich wie im Dezember 2022, die Zweiteilung in eine äußerst milde und nasse erste und eine durchschnittlich temperierte bis kühle zweite Monatshälfte.

Mit einer Monatsmitteltemperatur von 5,4 °C, das entspricht 2,2 K über dem vieljährigen Mittel 1991-2020, taucht der Januar 2023 nicht in der Rangliste der zehn mildesten Januar-Monate in der Klimareihe Bocholt auf. Diese Entwicklung sah zur Monatsmitte komplett anders aus: Die erste Monatshälfte (01.-15.) kam bedingt durch eine intensive Südwestlage auf eine mittlere Temperatur von 9,1 °C, das entspricht über 5 K über dem vieljährigen Mittel und ist etwa Anfang-April-Niveau. Die Höchstwerte lagen meist im zweistelligen Bereich, die Tiefstwerte meist bei über 5 °C und von Frost war man weit entfernt. Extrem mild war es zum Jahreswechsel: Am 1. wurde mit 16,2 °C gleich ein neuer Rekordwert für den Monat Januar gemessen.

Ab dem 16. änderte sich die Wetterlage und kältere Luftmassen aus nordöstlicher Richtung übernahmen die Regie. So sanken die Temperaturen unter das vieljährige Mittel und es kam zu leichten Nachtfrösten bis -3,8 °C (18.). Insgesamt wurden noch 9 Frosttage registriert. Erst zum Monatsende stiegen die Temperaturen wieder etwas an.

Die Monatsniederschlagssumme im Januar 2023 beläuft sich auf 96,4 L/m², das entspricht etwa ein Drittel mehr als im vieljährigen Mittel 1991-2020. Auch mit diesem Überschuss gehört der Januar 2023 nicht zu den zehn nassesten seit Messbeginn 1901. Besonders reichliche Niederschläge gab es gleich zu Jahresbeginn (23,5 L/m² in 3 Tagen) und vom 10. bis zum 14. Januar (49,1 L/m² in 5 Tagen). Vom 18. Dezember 2022 bis zum 16. Januar gab es mit Ausnahme des niederschlagsfreien Heiligabends 29 Tage mit messbaren Niederschlägen und eine Niederschlagssumme von insgesamt 172,0 L/m².

Mit Änderung der Großwetterlage in der zweiten Monatshälfte nahm die Niederschlagstätigkeit deutlich ab. In den Frühstunden des 19. wurden nach leichten nächtlichen Schneefällen Schneeflecken registriert (kein Schneedeckentag). In den Frühstunden des 26. kam es zu gefrierenden Sprühregen mit Glatteis. Die Regenfälle zum Monatsende reichten nicht mehr aus, die 100-L/m²-Marke zu knacken.

Der Winter kommt zurück

Nach vier Wochen milder, nasser und zeitweise sehr windiger Witterung kommt in der kommenden Woche der Winter zurück. Ein kurzer Rückblick: Nach einer winterlichen Witterungsperiode Anfang/Mitte Dezember hatte sich die Großwetterlage ab dem 19. Dezember hin zu einer tiefdruckdominierten Südwestlage mit sehr milden Temperaturen und häufigen Regenfällen umgestellt. Nach sehr milden Weihnachten gestaltete sich der Jahreswechsel rekordmild mit bis zu 17,0 °C am Silvesternachmittag und 16,4 °C am Neujahrstag. Seit Anfang Januar bestimmt eine tiefdruckdominierte Westlage mit Tiefausläufern die Witterung. In den letzten vier Wochen kamen satte 166,1 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen, davon 83,9 L/m2 seit dem Jahreswechsel.

Damit ist jetzt erst mal Schluss: In den kommenden Tagen stellt sich die Großwetterlage erneut komplett um und Hochdruckeinfluss wird witterungsbestimmend. Bereits am Montag (16.) können die Niederschläge bei im Tagesverlauf zurückgehenden Temperaturen mit Schnee vermischt sein. Am Dienstag (17.) und Mittwoch (18.) erwarten uns nach frostigen Nächten bis -4 °C tagsüber sonnige Abschnitte bei Temperaturen von 2 bis 4 °C. Dabei bleibt es trocken und der Wind ist kaum noch wahrnehmbar.

Im weiteren Verlauf der Woche stehen die Zeichen auf eine Fortsetzung der Hochdruckwetterlage. Möglicherweise könnte mit Nordwestwind jedoch feuchte Nordseeluft in die Region ziehen und für eine Hochnebellage sorgen. Ob es wirklich dazu kommt, ist kaum vorhersehbar und muss abgewartet werden. Auf jeden Fall sei an dieser Stelle angemerkt, dass Hochdruckwetter zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt Sonnenschein bedeutet.

Wetterrückblick 2022: Neuer Jahresmitteltemperatur-Rekord, sehr trocken und sonnenscheinreich

Das Jahr 2022 war ein sehr warmes, trockenes und sonnenscheinreiches Jahr. Die Temperatur erreichte bezogen auf den Jahresmittelwert einen neuen Rekord: Mit 12,09 °C war das Jahr 2020 um 0,02 K wärmer als das bisherige Rekordjahr 2020 (12,07 °C). Im Vergleich zum vieljährigen Mittel 1991-2020 lag das Plus bei 1,2 K und im Vergleich zum vieljährigen Mittel 1961-1990, das noch nicht vom Klimawandel beeinflusst war, bei 2,3 K.

Zum neuen Jahresrekord geführt haben im Wesentlichen zwei Dinge: Zum einen gab es mehrere sehr warme Monate, die jeweils zu den zehn wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn zählten: Allen voran ein Rekord-August, der mit 21,6 °C nach nur zwei Jahren erneut einen neuen Monatsrekord aufstellte, dazu ein sehr warmer Oktober (mit 13,7 °C Platz 3), ein milder November (mit 8,8 °C Platz 5), ein milder Februar (mit 6,6 °C Platz 8), ein warmer Juni (mit 18,5 °C Platz 8) und ein warmer Mai (mit 15,5 °C Platz 9). Zum anderen war auch das weitgehende Fehlen kälterer Witterungsphasen für den Rekord verantwortlich. Kühlere Witterungsabschnitte gab es lediglich im April, September und Dezember – diese drei Monate waren auch die einzigen, die kein Plus (bzw. im Fall des Aprils sogar ein geringes Minus) im Vergleich zum Mittel 1991-2020 aufwiesen. Wie auch 2020 brachte jedoch kein Monat (!) eine negative Abweichung im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961-1990 zu Stande, was das Voranschreiten des Klimawandels nochmals verdeutlicht.

Die Niederschlagssumme des Jahres beläuft sich auf 636,6 L/m2; dies entspricht 78 % vom vieljährigen Mittel 1991-2020 (814,0 L/m2). Damit ist das Jahr das vierte sehr trockene Jahr innerhalb der letzten fünf Jahre. Bis auf 2021, das exakt 200 L/m2 mehr brachte als 2022, wiesen alle Jahre seit 2018 teilweise markante Niederschlagsdefizite auf (2020: 669,2 L/m2; 2019: 721,9 L/m2; 2018: 550,2 L/m2). 

Im vergangenen Jahr waren sieben Monate trockener als im vieljährigen Mittel 1991-2020, zwei Monate (April und Juni) durchschnittlich nass (+/-10 %) und nur drei Monate (Februar, September und Dezember) fielen nasser aus.

Besonders trocken waren der März, die Hochsommermonate Juli und August und der Oktober. März, Juli und August waren die jeweils fünfttrockensten Monate seit Beginn der Bocholter Niederschlagsaufzeichnungen (ab 1901), der Oktober der neunttrockenste. Der meteorologische Sommer 2022 (Juni bis August) war der dritttrockenste seit Aufzeichnungsbeginn. Betrachtet man nur die beiden Hochsommermonate Juli und August, ergibt sich mit 37,2 L/m2 ein Negativ-Rekordwert. Auf der nassen Seite gibt es nur einen Monat, der in der Top-10-Liste auftaucht: Der Februar war mit 106,4 L/m2 der sechstnasseste seit 1901.

Folgende Besonderheiten im Witterungsverlauf 2022 sind zu nennen: 

Ungewöhnlich milder Jahresbeginn
An Neujahr 2022 liegen die Temperaturen bei bis zu 14,3 °C. Damit ist es der mildeste Jahresbeginn seit mindestens 1946. Dieser Rekord hält jedoch nur für ein Jahr, denn der Jahreswechsel 2022/2023 fällt noch ein Stück milder aus (Silvester 2022: 17,0 °C; Neujahr 2023: 16,2 °C).

Sehr milder, nasser und stürmischer Februar
Im Februar herrscht über mehrere Wochen eine Westwetterlage, bei der mehrere atlantische Sturmtiefs nach Deutschland gelangen und neben sehr milden Luftmassen und reichlich Niederschlägen häufig starke Wind- oder Sturmböen verursachen. Vom 4. bis zum 22. fallen rund 100 L/m2 Niederschlag, am 18. werden Spitzenböen um 105 km/h erreicht.

Überaus sonniger und trockener März
Anfang März stellt sich Hochdruckwetter ein, das den ganzen Monat über anhält. Mit 242,8 h Sonnenschein, fast doppelt so viel wie im vieljährigen Mittel, ist es mit Abstand der sonnigste März seit Beginn der Aufzeichnungen. An 16 heiteren Tagen scheint die Sonne mindestens 80 % der astronomisch möglichen Dauer. Die Kehrseite der Medaille: Mit 12,3 L/m2Niederschlag fällt nur ein Fünftel des vieljährigen Mittels, es ist der fünfttrockenste März seit 1901.

Extreme Hitze Mitte Juli
Vom 18. bis zum 20. Juli kommt es zu einer kurzen, aber heftigen Hitzewelle. Am 19. Juli wird ein Tageshöchstwert von 38,7 °C gemessen, das ist der zweithöchste Wert in der Bocholter Klimareihe nach dem Rekord von 40,1 °C (25.07.2019). 

Heißer und trockener August
Nach nur zwei Jahren wird 2022 bereits ein neuer Rekord-August registriert. Mit einem Monatsmittel von 21,6 °C wird der Rekordwert von 2020 um 0,2 K übertroffen. Neben 24 Sommertagen (ab 25 °C) werden 11 heiße Tage (ab 30 °C) und 3 tropische Nächte (nicht unter 20 °C) sowie ein Spitzenwert von 33,5 °C (24.) verzeichnet. Besonders heiß ist es vom 10. bis zum 14. und 23. bis 25. August. Mit nur 17,0 L/m2 Niederschlag, etwa ein Fünftel des vieljährigen Mittels, ist der August der fünfttrockenste seit 1901.

Drittwärmster, dritttrockenster und drittsonnigster Sommer
Dem Sommer 2022 gelang eine Kuriosität: Er geht als der drittwärmste, dritttrockenste und drittsonnenscheinreichste Sommer in die Bocholter Aufzeichnungsgeschichte ein. Die Durchschnittstemperatur der drei Sommermonate von 19,9 °C lag hinter 2018 (20,3 °C) und 2019 (20,0 °C), aber knapp vor 2003 (19,8 °C). Die Niederschlagsmenge betrug lediglich 106,7 L/m2 – nur 2018 (73,0 L/m2) und 1976 (ca. 75,5 L/m2 am aktuellen Standort, 73,6 L/m2in Bocholt-Liedern) war es noch trockener. Die Sonnenscheindauer erreichte einen Wert von 800,7 h, das entspricht ebenfalls deutlich mehr als im Mittel (ca. 627 h). Dies bedeutet ebenfalls Rang 3 nach 1947 (884,5 h) und 1976 (813,3 h).

Abruptes Sommerende: September mäßig warm und sehr nass
Der September beginnt, wo der August aufgehört hatte: Am 5. und 6. September werden noch zwei heiße Tage mit bis zu 30,9 °C verzeichnet. Doch dann kippt die Witterung und der Sommer verabschiedet sich. Ab dem 14. wird bis zum Monatsende die 20-°C-Marke nicht mehr überschritten, sodass trotz hochsommerlichen Beginns am Ende ein durchschnittlich temperierter Monat in die Klimastatistik eingeht. Dazu kommt es zu häufigen Regenfällen. Bis zum Monatsende kommen fast 100 L/m2 zusammen.

Sehr warmer Oktober, milder November
In der zweiten Oktober- und ersten Novemberhälfte verläuft die Witterung ungewöhnlich mild. Am 28. Oktober werden 23,4 °C gemessen, was einen neuen Rekord für die dritte Oktober-Dekade darstellt (bisher: 23,2 °C, 26.10.2006). Vom 26. bis zum 30. gibt es noch 5 warme Tage (mindestens 20 °C) am Stück. Am 13. November steigt das Thermometer auf sehr milde 17,4 °C, was nur knapp unter dem Rekordwert für die zweite Novemberdekade (18,2 °C, 16.11.2006) liegt. Am Ende landet der Oktober nach 2001 und 2006 auf Platz 3 der wärmsten Oktober-Monate und der November auf Platz 5. Dass der Winter Mitte November doch schnell zuschlagen kann, zeigt der 20. November: In eingeflossener Kaltluft werden nach klarer Nacht -6,7 °C gemessen – dies ist zwar kein Rekordwert (-7,6 °C, 15.11.1983), doch äußerst beachtlich.

Der Dezember – ein Monat der Gegensätze
Der letzte Monat ist ein Monat der absoluten Gegensätze. Nach kühlem, aber frostfreien Beginn kommt es ab dem 9. zu einer markanten Kälteperiode mit 6 Nächten mit mäßigem Frost (unter -5 °C), 5 Eistagen (Dauerfrost) und einem Tiefstwert von -8,0 °C (18.), der den niedrigsten Wert des gesamten Jahres 2022 darstellt. Bis auf einen Hauch von Schnee in den Frühstunden des 16. bleibt es in unserer Region jedoch schneefrei. Eine knappe Woche vor Weihnachten ändert sich die Großwetterlage und sehr milde Luftmassen aus Südwest übernehmen die Regie: Bis zum Monatsende werden noch an 10 Tagen zweistellige Höchstwerte gemessen, am Silvestertag mit 17,0 °C ein neuer Dezemberrekord aufgestellt (bisher: 15,7 °C am 24.12.1977 und 05.12.2006). Außerdem fallen innerhalb von rund zwei Wochen fast 90 L/m2 Niederschlag, alleine am 30., dem nassesten Tag des gesamten Jahres, 22,4 L/m2.

Jahreswechsel 2022/2023: Zwei neue Rekorde

Regenbogen am Bocholter Aasee

Ein frohes neues Jahr 2023! Mit einer kräftigen Südstörmung wurden zum Jahreswechsel 2022/2023 außergewöhnlich, ja extrem milde Luftmassen nach Deutschland geführt, die für reihenweise neue Rekorde gesorgt haben.

An der Station Bocholt wurden am 31.12. am Nachmittag 17,0 °C gemessen und in der Nacht auf Neujahr, kurz nach Mitternacht, nochmals 16,2 °C. Damit wurde zum einen ein neuer Rekordwert für den Monat Dezember erreicht (alter Rekord: 15,7 °C am 24.12.1977 und 05.12.2006) und zum anderen ein neuer Rekordwert für den Monat Januar (alter Rekord: 15,4 °C am 13.01.1993 und 14.01.1993).

Extrem milder Jahreswechsel 2022/23 zu erwarten

Seit rund zehn Tagen bestimmen milde atlantische Luftmassen das Wettergeschehen in Deutschland, und seit dem 20. Dezember steigt das Thermometer tagsüber auch zuverlässig auf zweistellige Höchstwerte (außer dem 21. mit 9,6 °C). Die bisherigen Höchststände wurden mit 11,5 °C am 24. und 11,7 °C am 29. Dezember verzeichnet.

Für den Jahreswechsel sieht es nach noch höheren Werten aus. Mit Einstellung einer strammen Südstömung erreichen übermorgen (31.) sehr milde Luftmassen aus dem westlichen Mittelmeerraum die Region. Am letzten Tag des Jahres erwarten uns neben viel Wind und länger andauernden Regenfällen (über deren Ergebigkeit noch Uneinigheit herrscht) extrem milde Temperaturen von gut 16 °C. Damit ist ein letzter Rekord zum Jahresende möglich: Zum einen ist der bisherige Tages-Rekordwert für den 31. Dezember (14,1 °C am 31.12.2017, knapp vor 13,9 °C am 31.12.2021) in akuter Gefahr, zum anderen ist angesichts der aktuellen Prognosen auch der bisherige Monats-Rekordwert für den Monat Dezember (15,7 °C, 24.12.1977 und 05.12.2006) in Reichweite.