Feuchte Luftmassen verhindern Sonnenschein

Die Sonne hat es in diesen Tagen schwer: Deutschland liegt derzeit in einem Bereich sehr geringer Luftdruckunterschiede, das heißt, die eingeflossene warme, aber auch sehr feuchte und zu Schauern neigende Luftmasse liegt ziemlich stationär über unserem Land.

In den vergangenen Tagen kam es zu örtlichen Schauern und Gewittern. Am Freitag (22.) zogen in den Morgen- und Vormittagsstunden mehrere Gewitterzellen, die sich in der deutsch-niederländischen Grenzregion gebildet hatten, über den Kreis Kleve Richtung Nordosten und auf dem Weg auch über Bocholt hinweg (siehe Foto). Dabei kam es zu Starkregen und Hagel bis 1 cm. An der Station an der Kurfürstenstraße fielen 20,9 L/m². Am Samstag (23.) bildeten sich im Tagesverlauf örtlich begrenzt ebenfalls einige Schauer und Gewitter. Während die nord- und östlichen Stadtteile Bocholts leer ausgingen, konnten an der Station wiederum 11,6 L/m² verzeichnet werden.

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Durch die häufigen Regenfälle wird die Luftmasse in Bodennähe zusätzlich angefeuchtet, was zur vermehrter Nebel- und Wolkenbildung führt. So hat es die Sonne schwer, die kompakte Wolkendecke wegzuheizen. Ob die Sonne es schafft, durchzukommen, ist von den Wettermodellen nur schwer vorhersagbar und daher mehr ein Lotteriespiel. Angesichts der warmen Luftmassen wären bei längerem Sonnenschein Temperaturen bis 30 °C denkbar – in Teilen NRWs, wo es am Samstag durchgängig bedeckt blieb, wurden jedoch nur mit Mühe 20-22 °C erreicht.

Im Laufe der neuen Woche (ab 25.) kommt etwas mehr Bewegung in die Luftmasse, sodass die schwülwarme Luftmasse langsam ausgetauscht wird. Allerdings gehen die Temperaturen auch wieder leicht zurück. Von Werten jenseits der 25-°C-Marke müssen wir uns wahrscheinlich verabschieden.

Rückblick Juni 2016: Nassester Monat seit Aufzeichnungsbeginn

Warm, äußerst nass und recht sonnenscheinarm – so lässt sich der Juni 2016 beschreiben. In der Niederschlagsreihe Bocholt, die seit 1901 besteht, nimmt der Juni 2016 den Platz des nassesten Monats ein. Herausragend waren die extremen Niederschlagsmengen, die am 01. und 23. Juni örtlich zu Stande kamen und verbreitet Überflutungen hervorriefen.

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Trotz des Regenreichtums war der Juni 2016 recht warm. Mit einer Monatsmitteltemperatur von 17,8 °C liegt der Monat um 1,1 Grad über dem langjährigen Mittelwert 1981-2010, das ist der höchste Wert seit immerhin sechs Jahren (Juni 2010: 17,9 °C). Dass der Monat so warm ausfällt, ist darin begründet, dass keine kühlen Phasen auftraten. Sommerliche Temperaturen herrschten zu Monatsbeginn, als vom 2. bis zum 7. täglich Sommertage (ab 25 °C) verzeichnet wurden. Ab dem 8. gingen die Werte auf ein durchschnittliches Niveau zurück. Die „Schafskälte“ blieb in diesem Jahr aus; am 10. wurde der Monatstiefstwert mit milden 10,1 °C gemessen. Einen kurzen Hitze-Peak gab es am 23., als mit Zufuhr schwülwarmer Luftmassen 33,3 °C gemessen wurden. Insgesamt gab es 9 Sommertage und nur 5 Tage mit Höchstwerten unter 20 °C (Mittelwerte: 6,5 Sommertage und 13 Tage unter 20 °C).

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Die Niederschlagsmengen waren im Juni 2016 ganz klar auffälliger als die Temperaturen. Vom 1. bis zum 30. kamen an der Station an der Kurfürstenstraße insgesamt 213,8 L/m² zusammen, rund das Dreifache des langjährigen Durchschnitts (72 L/m²). In der Bocholter Niederschlagsreihe, die seit immerhin 1901 besteht, wurde noch nie ein so hoher Monatswert gemessen. Der alte Rekord stammt aus dem Oktober 1998 mit 196,4 L/m² bzw. für den Monat Juni aus dem Jahr 1997 mit 142,7 L/m².

Der Großteil der Monatssumme kam mit Gewittern am 1. und in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni zustande. Am 1. kam der Raum Bocholt recht glimpflich davon. An der Kurfürstenstraße wurden 40,6 L/m² registriert, in den südlichen Stadtteilen fielen Radaranalysen zur Folge ca. 50-60 L/m². An diesem Tag zogen mehrere Gewitter aus Nordosten über den Raum Borken, Hamminkeln und Xanten Richtung Geldern hinweg. Strichweise wurden extreme Mengen gemessen – an der Station Hamminkeln-Mühlenrott 120,3 L/m², in Xanten 111,1 L/m² (siehe Berichte). Rund drei Wochen später zogen mehrere starke Gewitter von Südwesten über die Region. Diesmal war hauptsächlich der Raum Bocholt/Borken betroffen. An der Station Bocholt-Kurfürstenstraße wurden 70,5 L/m² in 9 Stunden (22 bis 7 Uhr Folgetag) registriert. Damit ist der 23. Juni der drittnasseste Tag in der Bocholter Reihe – mehr Regen weisen nur der 30.08.1968 (73,6 L/m²) und der 28.08.1996 (85,1 L/m²) auf. Neben einigen Blitzeinschlägen wurden viele Keller in der Stadt in dieser Nacht überflutet. Ab dem 24. kam zu einem Hochwasser an der Bocholter Aa und den örtlichen Bächen, wodurch viele Flächen noch tagelang unter Wasser standen.

Zusammen mit diesen zwei Extremereignissen wiesen insgesamt 9 Tage mindestens 10 L/m² auf – eine solch hohe Zahl wurde bisher nur im September 1957 (189,4 L/m²) erreicht. Zu erwähnen sind außerdem die großen regionalen Unterschiede hinsichtlich der Monatssumme. Im Gegensatz zum Südkreis blieb der nördliche Kreis Kleve am 1. Juni fast trocken (Monatssumme Station Kleve 133 L/m²; Geldern-Walbeck 239 L/m²). Die nassesten Orte waren Xanten (321 L/m²), Hamminkeln (304 L/m²) und Wesel (289 L/m²). An der Station Borken kamen 283 L/m² zusammen, in Stadtlohn 195 L/m², in Reken-Groß Reken 193 L/m² und in Ahaus wiederum „nur“ 135 L/m².