Messprogramm

Die Wetterstation ist mit hochwertigen Präzisionsinstrumenten ausgerüstet und erfüllt die internationalen Standards der World Meteorological Organization (WMO) bzw. des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Das Herzstück der Wetterstation ist die Strahlungsschutzhütte, auch Wetter- oder Klimahütte genannt. Von August 2004 bis Mitte Februar 2006 wurde in einer selbstgebauten kleinen Wetterhütte, von Mitte Februar 2006 bis Ende August 2015 in einer großen Englischen Wetterhütte gemessen. Diese war mit Präzisions-Glasthermometern (Hüttenpsychrometer und Extremthermometern mit 0,2 K-Teilung), Thermohygrograph und einem Sensor eines elektronischen Thermohygrometers ausgestattet.

Anfang September 2015 wurde die Wetterstation komplett automatisiert. Seitdem kommt – wie auch im offiziellen Messnetz des Deutschen Wetterdienstes – die Lamellenschutzhütte LAM 630 der Firma Eigenbrodt zum Einsatz. Die Hütte besteht aus weiß lackierten Kunststofflamellen, die eine optimale Strahlungsabschirmung und gleichzeitige Durchlüftung gewährleisten. Zusätzlich befindet sich ein kleiner Lüfter in Hütte, der einem potenziellen Wärmestau entgegenwirkt.

Als Messsysteme kommen eine Lambrecht-Station und eine Davis Vantage Pro 2 (DTN) zum Einsatz.

– Lufttemperatur 2 m
– Relative Luftfeuchtigkeit 2 m

Die Lufttemperatur wird mit zwei Pt100-Sensoren 1/3 DIN Klasse B (Greisinger GMH 3750) gemessen, die relative Luftfeuchte mit einem kapazitiven Sensor (Lambrecht THP). Die Speicherung erfolgt als 1-min-Mittelwerte, Maximum und Minimum. Der Kombisensor Davis-Station überträgt die Messdaten per Funk an eine Konsole und einen Datenlogger, wobei die Konsole via GPRS-Modem die Messwerte direkt an DTN überträgt. Die aktuelle Temperatur und der Wetterzustand werden stündlich auf der Messnetz-Seite veröffentlicht (Links siehe hier). Durch den Einsatz von zwei voneinander getrennten Messsystemen wird eine bestmögliche Ausfallsicherheit erreicht.

– Lufttemperatur 5 cm

In der Nähe der Strahlungsschutzhütte wird mit einem Pt100-Sensor die Lufttemperatur in 5 cm Höhe über dem Erdboden gemessen. Insbesondere das tägliche Minimum ist hier von Bedeutung. Dieses dient der Erkennung von Bodenfrost, denn das 5-cm-Minimum kann bei abstrahlungsstarken und windschwachen Wetterlagen durchaus um 3 bis 6 K unter dem 2-m-Minimum liegen.

– Niederschlagshöhe (automatisch)

Die automatische Messung der Niederschlagshöhe erfolgt mit einem elektronischen Kippwaagen-Regenmesser. Bei diesem Gerät gelangt das flüssige Regenwasser auf eine Kippwaage (siehe Foto). Diese kann eine Flüssigkeitsmenge, die einer Niederschlagshöhe von exakt 0,2 mm entspricht, aufnehmen, bevor sie umkippt und einen Impuls auslöst. Aus der Impulsanzahl wird die Gesamtregenmenge berechnet. Für den Winterbetrieb ist hier eine Heizung eingebaut, damit die festen Niederschlag im Oberteil verflüssigt und ebenfalls gemessen werden.

– Niederschlagshöhe (manuell)

Da die automatische Niederschlagsmessung zu anderen Ergebnissen führt als die manuelle Messung, ist die Messung per Hand weiterhin erforderlich. Diese erfolgt wie im Wetterdienst üblich mit einem Niederschlagsmesser nach Hellmann, der bereits seit den 1880er Jahren in Deutschland eingesetzt wird. Das aus Edelstahlblech gefertigte Gerät besitzt eine durch einen scharfkantigen Ring exakt definierte Auffangfläche von 200 cm². Das aufgefangene Niederschlagswasser wird im Oberteil des Niederschlagsmessers durch einen Trichter in eine Sammelkanne geleitet und bei der Leerung mit einem Messzylinder auf 0,1 mm genau abgemessen. Durch die Sammelkanne sind die Niederschläge vor Verdunstung weitgehend geschützt.

Bei Schneefällen und Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird ein so genanntes Schneekreuz in das Oberteil eingelegt, um ein Herauswehen des aufgefangenen Schnees zu verhindern. Falls feste Niederschläge gesammelt wurden, müssen diese zur Messung erst aufgetaut werden. Dazu wird der gesamte Niederschlagsmesser zur Messung durch einen zweiten identischen getauscht und mit einem Deckel verschlossen im Haus platziert, bis der Niederschlag komplett aufgetaut ist. Dann werden die festen Niederschläge wie flüssige Niederschläge abgemessen.

An der Wetterstation Bocholt erfolgt die tägliche Leerung wie auch im offiziellen Messnetz zum Termin 06 UTC (7 Uhr bzw. 8 Uhr in der Sommerzeit). Eine Niederschlagshöhe von einem Millimeter entspricht einer Niederschlagsmenge von einem Liter pro Quadratmeter.

– Luftdruck

Der Luftdruck wird vom THP-Sensor der Lambrecht-Station sowie von der Konsole und dem Datenlogger der Lambrecht-Station eingesteuert. Als Kontrolle befindet sich auch ein Barograph (Lambrecht) im Haus. Alle Angaben beziehen sich auf die Barometerhöhe von 34,0 m ü. NHN (so genannter QFE). Mithilfe der Barometerformel und unter Berücksichtigung der Umgebungsbedingungen kann der Stationsluftdruck QFE in den Luftdruck auf NHN reduziert (QFF) umgerechnet werden.

Wenn Sie mehr über die private Wetterstation Bocholt erfahren möchten, schauen Sie doch einfach einmal vorbei! Nach Absprache sind Stationsbesichtigungen möglich.