Regionale Klimaverhältnisse

Das Klima des niederrheinischen Tieflands und der westfälischen Bucht ist aufgrund der geringen Höhenlage und der zum Meer nach Norden und Westen hin offenen, barrierefreien Landschaft ohne abschirmende, schützende Gebirgszüge im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland verhältnismäßig maritim geprägt. Der ausgleichende Einfluss des Atlantiks und der Nordsee prägt das Klima, denn mit den am häufigsten vorkommenden südwest- bis westlichen Winden werden häufig feuchte und wolkenreiche Luftmassen herangeführt, die die Witterung im Winter überwiegend mild und feucht und im Sommer mäßig warm gestalten.

Lufttemperatur

1961-1990Jan.Feb.MärzApr.MaiJuniJuliAug.Sept.Okt.Nov.Dez.Jahr
Bocholt-Liedern1,92,55,08,312,815,817,216,914,010,45,73,09,4
Bocholt (Stadt)2,12,75,38,713,316,317,817,514,510,75,93,29,8
1991-2020Jan.Feb.MärzApr.MaiJuniJuliAug.Sept.Okt.Nov.Dez.Jahr
Bocholt-Liedern3,03,66,310,113,916,718,718,114,610,76,63,710,5
Bocholt (Stadt)3,23,86,610,514,417,219,318,715,111,06,83,910,9
Langjährige Mittelwerte der Lufttemperatur (2 m) der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 an den Messstationen Bocholt-Liedern (Wasserwerk) und Bocholt (Stadt). Die Mittelwerte beruhen auf eigenen Berechnungen und weichen daher von den vom DWD hochgerechneten Mittelwerten ab.

Die Jahresmitteltemperatur im neuen 30-Jahres-Referenzzeitraum 1991-2020 beträgt für den füheren Standort der DWD-Klimastation Bocholt-Liedern (Wasserwerk) 10,5 °C, für den Standort Bocholt (Stadt) 10,9 °C. Im Vergleich zum vorherigen 30-Jahres-Referenzzeitraum 1961-1990, der vom Klimawandel noch weitgehend unbeeinflusst ist, ergibt sich ein Temperaturanstieg von ca. 1,1 °C.

Die Winter im niederrheinischen Tiefland sind neben der unmittelbaren Nordseeküste und den Ostfriesischen Inseln die mildesten von ganz Deutschland, wenn man von den Ballungsräumen am Rhein von Köln/Bonn bis nach Duisburg absieht. Die Monatsmitteltemperatur im Januar liegt im 30-Jahres-Mittel 1991-2020 bei 3,0 °C [Bocholt (Stadt): 3,2 °C]. Bei Hochdrucklagen über der Nordsee treten häufig Inversionswetterlagen mit Hochnebel auf, bei Hochdruckeinfluss aus Osten erreicht kontinentale Kaltluft aufgrund der natürlichen Barriere der deutschen Mittelgebirge die Region nur in abgeschwächter Form. Strenger Frost unter -10 °C ist daher vergleichsweise selten, Temperaturen unter -15 °C sind nur bei „Idealbedingungen“ (u. a. Vorhandensein einer Schneedecke) möglich.

Im langjährigen Mittel 1991-2020 gibt es ca. 108 kalte Tage (Tageshöchsttemperatur unter 10 °C), ca. 50 Frosttage und 7-8 Eistage (Dauerfrosttage).

Die Sommer sind warm gemäßigt. Die Monatsmitteltemperatur im Juli liegt im neuen 30-Jahres-Mittel 1991-2020 bei 18,7 °C [Bocholt (Stadt): 19,3 °C]. Heiße Luftmassen aus dem mediterranen Raum erreichen die Region typischerweise von Südwesten. Durch die niedrige Höhenlage der Region treten Höchstwerte über 35 °C mittlerweile fast in jedem Sommer (ggf. mehrmals) auf und es sind durchaus sehr hohe Spitzenwerte möglich, wie z. B. im Juli 2019, als in der Region erstmals die 40-°C-Marke flächendeckend erreicht wurde. Im Vergleich zu anderen deutschen Landesteilen ist allerdings eine relative Unbeständigkeit der Sommerwitterung typisch, da von Norden und Westen her ungehindert kühlere maritime Luftmassen heranströmen können und die heißen Luftmassen oft recht schnell nach (Süd-)Osten verdrängen. Hitzewellen (Tage mit Höchstwerten von 30 °C und mehr) sind daher oft nur von kurzer Dauer, wobei in den letzten Jahren auch hier ein Anstieg der Häufigkeit feststellbar ist.

Im langjährigen Mittel 1991-2020 gibt es ca. 106 warme Tage (Tageshöchsttemperatur mindestens 20 °C), ca. 39 Sommertage (mindestens 25 °C), 8-9 heiße Tage (mindestens 30 °C), 3 Tropennächte (nächtliche Tiefsttemperatur nicht unter 20 °C) und 22 Gewittertage (Tage mit hörbarem Donner).

Niederschlag

Jan.Feb.MärzApr.MaiJuniJuliAug.Sep.Okt.Nov.Dez.Jahr
Bocholt (Stadt)72,961,458,641,559,768,677,181,868,770,471,581,9814,0
Langjährige Mittelwerte der Niederschlagshöhe der neuen Referenzperiode 1991-2020 an den Messstationen in der Region. Die Mittelwerte weichen von den vom DWD hochgerechneten Mittelwerten ab, da fehlende Messwerte ergänzt, offensichtlich falsche Messwerte korrigiert und lückenhafte Messreihen mit mehreren Standorten auf den jeweils aktuellen Stationsstandort homogenisiert wurden (was vom DWD in dieser Form nicht gemacht wurde).

Die Jahresniederschlagssumme im neuen 30-Jahres-Mittel 1991-2020 beträgt am aktuelllen Standort der Station Bocholt (Stadt) 814,0 Millimeter (mm) bzw. Liter pro Quadratmeter (L/m²). Da das Geländes im Raum Bocholt von Westen nach Osten langsam ansteigt, geht damit auch eine tendenzielle Zunahme der Jahresniederschlagssummen einher. So ist für den Standort der DWD-Station Bocholt-Liedern (Wasserwerk) von einem etwas geringeren Wert auszugehen, während der Wert im nordöstlich der Kernstadt gelegenen Ortsteil Barlo noch etwas höher sein dürfte.

Bei der monatlichen Niederschlagsverteilung ist feststellbar, dass in allen Monaten im langjährigen Mittel ausreichende Niederschläge fallen. Der trockenste Monat stellt der April (41,5 mm) dar, die nassesten Monate August (81,8 mm) und Dezember (81,9 mm). Die Gründe hierfür sind: Im Frühjahr überwiegen oft hochdruckgeprägte, niederschlagsarme Witterungsphasen, während im Hochsommer Schauer- und Gewitterniederschläge in kurzer Zeit große Niederschlagssummen zu Stande bringen können. Im Winterhalbjahr ist oft Tiefdruckwetter witterungsbestimmend, wobei insbesondere im Dezember u. a. aufgrund der noch hohen Wassertemperaturen der Ozeane die meist größte Niederschlagsaktivität zu verzeichnen ist.

Zur Ausbildung einer geschlossenen Schneedecke kommt es vergleichsweise selten. Im langjährigen Mittel gibt es lediglich ca. 10 Tage mit einer geschlossenen oder durchbrochenen Schneedecke (Schneebedeckungsgrad >0,5).